06. Methodisches Vorgehen
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Da vor allem in theaterwissenschaftlichen Archiven und Dokumentationen die Materialien häufig nach dem Aufführungsort und dort unter dem entsprechenden Theater chronologisch ohne weitere Erschließung abgelegt sind, kann nur fündig werden, wer gezielt nach bestimmten Inszenierungen und Aufführungen sucht. Daher war es zu Beginn des Projektes notwendig, Ort, Spielstätte und Zeit der Inszenierungen und Aufführungen Thomas Bernhardscher Dramen zu ermitteln. Zu diesem Zweck wurden zunächst die einschlägigen theaterwissenschaftlichen Periodika ausgewertet, um die relevanten Inszenierungen und Aufführungen in möglichst hoher Vollständigkeit zu erfassen. Zu nennen sind in erster Linie:
Um weiteren Inszenierungen und Aufführungen auf die Spur zu kommen wurden ferner die Veranstaltungshinweise auf den Webseiten der Internationalen Thomas-Bernhard-Gesellschaft (ITBG) und des Suhrkamp-Verlages überprüft. Im Deutschen Literatur-Archiv in Marbach/Neckar wurden darüber hinaus die Verlagsakten des Suhrkamp-Verlages mit Vertragsabschlüssen gesichtet. Letzteres war jedoch weniger ergiebig als erwartet. Hilfreich war die Auswertung der ebenfalls in Marbach gesammelten Premierenkritiken aus einschlägigen Zeitungen und Magazinen. Ergänzende Hinweise konnten gewonnen werden über den Fachinformationsdienst für darstellende Kunst Nur in geringem Umfang erfolgreich war die Recherche über Bibliothekskataloge. Konsultiert wurden neben den sechs deutschen Verbundkatalogen auch die österreichischen Verbundkataloge des OBV SG, der schweizerische Verbundkatalog swissbib und der vom Online Computer Library Center (OCLC) in Dublin/Ohio gehostete weltweit größte Verbundkatalog WorldCat. Auch die Angaben in den Katalogen kommerzieller Anbieter wie dem Zentralverzeichnis antiquarischer Bücher (ZVAB) und dem auf Sammler von Programmheften spezialisierten Unternehmen Programmhefte24.de wurden ausgewertet. Auf der Grundlage der so gewonnenen Datenbasis wurden im zweiten Schritt die Bestände der bereits oben genannten theaterwissenschaftlichen Spezialsammlungen gesichtet, die Schlüsselseiten der Programmhefte kopiert und für die Datenbank ausgewertet. Aufgrund er räumlichen Nähe, aber auch wegen ihrer reichhaltigen Sammlung an Programmheften konnten zunächst die Bestände der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln auf Schloss Wahn gesichtet und ausgewertet werden. Dies ist im Rahmen eines studentischen Projektes geschehen, an dem Pia Brakel, Sebastian Dickmann, Dina Hess, Felicitas Huppertz, Nina Jung, Noel Müller, Laura Sahler, Jan Scheurer und Melike Sezer mit großem Engagement teilgenommen haben. Als ergiebig erwiesen sich die Programmheft-Sammlungen des Deutschen Theatermuseums in München und besonders des Deutschen Literaturarchivs in Marbach/Neckar. Die Marbacher Sammlung hat aus Sicht des Recherchierenden den Vorteil, dass die Materialien nach Autoren und Werken abgelegt sind, so dass auch Publikationen zu solchen Inszenierungen und Aufführungen aufgefunden werden konnten, die zuvor noch nicht erfasst worden waren. Die Sammlung des Münchner Theatermuseums ist durch eine Katalogdatenbank erschlossen und konnte daher ebenfalls bequem ausgewertet werden. Auch der Programmheftbestand der Universitätsbibliothek Frankfurt/Main konnte weitgehend vollständig gesichtet werden. Mit Blick auf die Zukunft ist allerdings zu bedauern, dass die UB Frankfurt ihre umfangreiche Sammeltätigkeit nunmehr eingeschränkt hat. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft den seit der unmittelbaren Nachkriegszeit geltenden Sondersammelgebietsplan der deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken ab 2013 aufgegeben hat. Während die beteiligten Bibliotheken (UB Frankfurt für die Gebiete Theater und Filmkunst) bis dahin dauerhaft von der DFG mit Sondermitteln ausgestattet wurden, um wissenschaftlich relevante Materialien mit dem Anspruch auf Vollständigkeit zu sammeln, fällt diese Förderung seither weg. Die UB Frankfurt beschafft daher Programmhefte mittlerweile nur noch von 25 ausgewählten Bühnen. Über einen nennenswerten Bestand an Programmheften verfügt auch die Akademie der Künste in Berlin. Dieser konnte jedoch nur zum Teil erfasst werden, da zum einen noch nicht alle Bestände verzeichnet worden sind. Zum anderen finden sich zahlreiche Programmhefte in den Nachlässen von Schauspielern, Regisseuren und anderen Theaterschaffenden, die jedoch nicht titelspezifisch verzeichnet und daher nicht zentral nachgewiesen sind. Eine Sichtung der relevanten Nachlässe war aufgrund des damit verbundenen Zeitaufwandes nicht möglich. Für die Inszenierungen und Aufführungen in Österreich und der Schweiz erwiesen sich das Theatermuseum in Wien sowie das Schweizer Archiv der Darstellenden Künste in Bern als ertragreich. Im Rahmen des Abgleichs zwischen ermittelten Orten und Daten von Inszenierungen und Aufführungen stellte sich heraus, dass es sich bei manchen Angaben auch um sogenannte Geistertitel handelte. Diese Fehlinformationen kommen dadurch zustande, dass vor Beginn der Spielzeit der Spielplan von den einzelnen Theatern entworfen und publiziert wird. Auf dieser Grundlage entstehen dann Verzeichnisse wie „Wer spielte was?“ und die Veranstaltungsankündigungen etwa der Verlage oder der einschlägigen Fachgesellschaften. In manchen Fällen aber führen Erkrankungen oder andere unvorhergeseheneEreignisse dazu, dass geplante Inszenierungen nicht zustande kommen. Durch Rückfragen bei den Theatern war es zumindest bei weniger lange zurückliegenden Ankündigungen in einigen Fällen möglich, zu klären, dass angekündigte Inszenierungen nicht zustande gekommen sind. Als Beispiele für angekündigte, jedoch nicht realisierte Produktionen seien genannt: Berlin: Der Ignorant und der Wahnsinnige, 19.12.2008 | |
07. Programmhefte als Sammelobjekte |
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