07. Programmhefte als Sammelobjekte
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Zur Überlieferungslage von Programmheften lässt sich nach den Erfahrungen hinsichtlich der Aufführungen von Dramen Thomas Bernhards grundsätzlich feststellen, dass diese zur sog. Grauen Literatur zählenden Publikationen sich in Bibliothekskatalogen nur in Ausnahmefällen nachweisen lassen. Wenn Programmhefte wie von der UB Frankfurt zeitweise mit erhöhter Aufmerksamkeit gesammelt werden, werden sie häufig nicht über den Katalog nachgewiesen und wie in theaterwissenschaftlichen Spezialsammlungen nach formalen Kriterien (Ort, Theater, Datum) abgelegt. Die Dokumente müssen so direkt in der Sammlung gesucht werden. Möglich ist dann nur eine Known-Item-Search. Browsing und entdeckendes Suchen sind so gut wie ausgeschlossen. Allerdings ist man z.B. in Frankfurt darum bemüht, die Metadaten zu den Programmheften sukzessive zu erfassen und in den Bibliothekskatalog einzuspeisen. Bemerkenswert ist, dass die Deutsche Nationalbibliothek, zu deren Pflicht es eigentlich gehört, auch die Dokumentgattung Programmhefte deutschsprachiger Bühnen zu sammeln, zu erschließen, zu überliefern und im Bedarfsfall auch zur Nutzung bereit zu stellen, diese nur im Ausnahmefall beschafft und vereinnahmt. Dabei heißt es in den hauseigenen Sammelrichtlinien, dass Programmhefte prinzipiell zu sammeln sind, wenn sie mehr als 24 Seiten umfassen und unabhängig vom Umfang, wenn sie in einer gezählten Serie erscheinen und/oder den Dramentext vollständig enthalten. Diesem Anspruch wird die DNB nicht im Mindesten gerecht, wie jedenfalls das Sample der Programmhefte zu Dramen Thomas Bernhards belegt. Die Überlieferung von Programmheften in Stadtarchiven ist ebenfalls höchst lückenhaft. Bei den Theatern selbst zeigt sich ein heterogenes Bild. Bei größeren Theatern, die über ein eigenes Archiv verfügen, besteht durchaus die Chance, auf eine weitgehend vollständige Sammlung der vom eigenen Haus herausgegebenen Programmhefte zu stoßen. Bei kleineren Häusern ist dies eher unwahrscheinlich; Ausnahmen bestätigen die Regel. Die umfangreichsten Programmheftbestände finden sich wie erwähnt in theaterwissenschaftlichen Spezialsammlungen. Doch sind auch diese Sammlungen von Vollständigkeit weit entfernt. Die Sammlungen in Köln und München etwa verfügen im Falle Thomas Bernhards über 40 bzw. 50% der Programmhefte zu den ermittelten Inszenierungen und Aufführungen. Beim Deutschen Literaturarchiv liegt der Anteil mit etwa 70% deutlich höher. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Marbach auch über den Bestand des Suhrkamp-Verlages verfügt und die darin enthaltenen Belegexemplare zu Thomas Bernhard in die Sammlung Programmhefte eingegliedert werden konnten. Die Programmhefte großer und renommierter Bühnen finden sich zu einem nennenswerten Prozentsatz in allen drei Einrichtungen; die Publikationen kleinerer Spielstätten und insbesondere solche von Privattheatern werden in einigen Fällen überhaupt nicht gesammelt. Fairerweise muss beachtet werden, dass die Sammeltätigkeit oft unter zu knappen Ressourcen leidet. Dies gilt auch für die Erschließung, die nicht in allen Fällen nach professionellen Standards erfolgen kann. Etwa 33% der ermittelten Programmhefte sind nur in einer der konsultierten Institutionen vorhanden. | |
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